Das sagt er aus


19.02.2020

In der Reinigung gibt ein pH-Wert an, ob eine Reinigungslösung sauer, neutral oder alkalisch (basisch) ist.

Was sagt die pH-Skala aus?
Der Messbereich des pH-Wertes reicht von 0 bis 14. Dabei werden drei Kategorien unterschieden:

Wert von 7 = neutral (entspricht reinem Wasser)
Wert von unter 7 = sauer
Wert von über 7 = alkalisch/basisch)

Wofür steht «pH»?
Die Abkürzung pH (lat. Pondus Hydrogenii) bedeutet übersetzt Gewicht des Wasserstoffs. Der pH-Wert zeigt also die Konzentration der Wasserstoff-Ionen (Protonen) in einer Lösung.

viele Protonen = sauer
wenige Protonen = alkalisch/basisch

Wie stellt man einen pH-Wert fest?
Der pH-Wert einer Reinigungslösung wird am einfachsten mit einem pH-Teststreifen (Indikatorstäbchen) gemessen. Dazu wird das pH-Stäbchen einige Sekunden in die Reinigungslösung gehalten. Wichtig dabei: Alle Testfelder müssen benetzt sein. Der Teststreifen zeigt anschliessend den gemessenen pH-Wert an.

Warum wird der pH-Wert gemessen/angegeben?
Der pH-Wert zeigt, wofür das Reinigungsmittel geeignet ist. Aufgrund ihrer Kalklösekraft werden für die Sanitär- und Toilettenreinigung grundsätzlich saure Reinigungsmittel eingesetzt, während für die Reinigung von Küchen und Geschirr alkalische oder neutrale Reinigungsmittel ideal sind. Insbesondere bei der Bodenreinigung ist Vorsicht geboten mit zu sauren oder zu alkalischen Reinigungsmitteln: Während stark saure Reinigungsmittel gewisse Bodenarten angreifen (z.B. Kalksteine), sind stark alkalische Reiniger problematisch für gewisse gefärbte Bodenbeläge oder Linoleum.

Grundregeln:

Sie haben einmal gehört, dass mineralischer Schmutz mit sauren Reinigungsmitteln und organischer Schmutz mit alkalischen Reinigungsmitteln entfernt wird? Vereinfacht gesagt, stimmt das. Ganz so simpel ist die Sache jedoch nicht – es kommen nämlich noch die Tenside und Lösungsmittel ins Spiel. Korrekt ist:

  • Der Grossteil des mineralischen Schmutzes (Kalk, Urinstein etc.) wird durch saure Reinigungsmittel aufgelöst.
  • Organische Fette und Öle werden durch alkalische Reinigungsmittel teilweise (je nach Stärke der Alkalität) in einer wasserlöslichen Form überführt und entfernt.

ABER: Es gibt auch saure oder neutrale Reinigungsmittel, die organischen Schmutz bestens entfernen – nämlich solche, die Tenside (waschaktive Stoffe) enthalten. Die meisten alkalischen Reinigungsmittel enthalten Tenside und/oder Lösungsmittel, welche die Reinigungsleistung stark unterstützen. Sie werden z.B. dort eingesetzt, wo hoch alkalische Reinigungsmittel schädlich wären.

Ein Beispiel zu Alkalie vs. Tensiden aus der Körperhygiene: Haare weisen fettige Verschmutzungen auf. Diese werden jedoch nicht mit einem hoch alkalischen Shampoo, sondern mit einem eher pH-neutralen Shampoo gewaschen. Grund: Eine zu hohe Alkalität wäre schädlich für die Haut (Kopfhaut und Hände).

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die drei pH-Bereiche:

 

Saure Reiniger: Neutrale Reiniger: Alkalische Reiniger:
WC-Reiniger Allzweckreiniger Küchenreiniger
Sanitärunterhaltsreiniger Alkoholreiniger Grundreiniger für PVC
Kalkentferner Duftreiniger Backofen- und Grillreiniger
Zementschleierentferner Glasreiniger Industriereiniger

 

Welche Risiken bergen extreme pH-Werte?
Stark saure oder stark alkalische Lösungen können – vor allem bei unsachgemässer Verwendung – zu Gesundheits-, Umwelt- und Materialschäden führen. Diese können insbesondere die Haut angreifen und schädigen. Einzig der pH-Bereich zwischen 6 und 8 birgt wenig Gefahr.

Sicherheitshinweis: Im Umgang mit allen Reinigungsmitteln sind Schutzmassnahmen (Schutzbrille, Schutzhandschuhe, Sicherheitsdatenblatt beachten) unerlässlich. Ein Kontakt mit Haut und Augen muss in jedem Fall vermieden werden.

Wann werden pH-Tests angewendet?
In folgenden Situationen werden pH-Tests empfohlen:

  • Grundreinigung: Soll nach einer Grundreinigung (=Entschichten eines Bodens) eine neue Beschichtung aufgetragen werden, muss der Boden dafür zwingend im neutralen Bereich sein. Ansonsten kann die neue Beschichtung sich nicht ideal mit dem Boden verbinden. Spülen zwischen diesen Vorgängen ist essentiell. Mit einem pH-Stäbchen kann nach dem Spülgang getestet werden, ob der Boden sich bereits wieder im neutralen Bereich (zwischen 7 und 8) befindet, oder ob ein weiterer Spülgang nötig ist. Dazu wird an verschiedenen Orten eine kleine Menge Wasser auf den Boden gebracht, anschliessend wird mit jeweils einem pH-Stäbchen jeder Wasserpunkt kontrolliert. Hat sich der pH-Wert 7 eingestellt, befindet sich keine Grundreinigungslösung mehr auf dem Boden.

  • Schulung neuer Mitarbeitenden: Damit neue Mitarbeitende oder Quereinsteiger in der Reinigungsbranche ein Gefühl für pH-Werte und die korrekte Anwendung von Reinigungschemie erhalten, ist die Demonstration eines pH-Tests oft hilfreich.
  • Einschätzen von unbekannter Chemie: Arbeiten Reinigungskräfte mit Ihnen unbekannten Reinigungsmitteln oder Reinigungsmitteln ohne Etikette, sorgt ein pH-Test für Klarheit bezüglich des Anwendungsbereichs. Achtung: Unbeschriftete Chemie-Behälter gehören nicht ins Regal! Diese müssen unverzüglich einer geschulten Reinigungsfachperson zur fachgerechten Entsorgung übergeben werden.

Weitverbreiteter Irrglauben & Überbewertung von pH-Werten in der Praxis
Räumen wir zum Schluss mit einem alten Reinigungsmythos auf: Viele Reinigungskräfte glauben, dass professionelle Reinigungsmittel nicht zugleich Kalk als auch fettige Verschmutzungen entfernen können. Das ist falsch! Enthalten die Reinigungsmittel Tenside oder lösungsmittelhaltige Inhaltsstoffe, können sie sehr wohl über diese 2-in-1-Power verfügen.

Fazit: pH-Werte sind hilfreich, jedoch nicht das Mass aller Dinge. Auch Tenside und Lösungsmittel haben einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Reinigungsleistung. Es gibt nämlich sehr wohl Reinigungsmittel, die wohl Fett als auch Kalk entfernen können. Wichtig in der Praxis sind daher die Herstellerhinweise zur spezifischen Anwendung auf dem Etikett des Reinigungsmittels.