Welche Maschine eignet sich für welche Anwendung?


02.08.2023

Nebst Einscheibenmaschinen sind in Gebäudereinigungsbetrieben vermehrt Exzentermaschinen im Einsatz. Welcher Maschinentyp eignet sich für welche Anwendung? Oder löst die neue Exzenter-technologie die klassische Einscheibenmaschine bald ab? Ein Praxisvergleich der zwei Technologien.

Jeremy Loosli kennt sich mit Einscheibenmaschinen aus. Seit mehreren Jahrzehnten wird diese Art von Bodenreinigungsmaschinen in seinem Schweizer Gebäudereinigungsbetrieb, der Splendida Services AG, verwendet. Vor ca. einem Jahr ist er auf die neue Exzentertechnologie (Orbitaltechnologie) aufmerksam geworden. In einem YouTube-Video hat er gesehen, dass sich die Grundreinigung eines Bodens statt mit einer runden Einscheibenmaschine auch mit einer eckigen Exzentermaschine durchführen lässt. Das hat seine Neugier geweckt: «Als Gebäudereiniger ist man immer auf der Suche nach Technologien, welche die Reinigungsarbeit effizienter, einfacher und sicherer gestalten. Deshalb wollte ich sofort ausprobieren, was diese neue Technologie zu bieten hat», erklärt der Bereichsleiter, der als Mitglied der Splendida- Geschäftsleitung auch verantwortlich für die Integration innovativer Technologien ist. Kurze Zeit später hat er bei der Firma Wetrok die erste Exzentermaschine (Durodisc X) bestellt. Doch ersetzt diese neue Technologie nun die altbewährte Einscheibenmaschine?

Einscheibenmaschine: runde Maschine für eckige Räume
Die konventionelle Einscheibenmaschine gibt es seit über 50 Jahren. Sie ist beim Reinigungspersonal für die Grundreinigung diverser Bodenbeläge (z.B. Waschbeton oder Industrieböden) beliebt und bekannt. Besonders geschätzt werden ihre hohe Flächenleistung sowie ihr vielseitiges Einsatzgebiet (grundreinigen, polieren, schleifen etc.). Durch ihre meist sehr tiefe Unterfahrhöhe kommen Reinigungskräfte überall durch. Selbst tief montierte Gegenstände (z. B. Radiatoren) sind in der Regel kein Problem. Das Kernstück der Maschine ist der rotierende Teller, welcher von einem elektrischen Motor angetrieben wird. An diesem Teller werden Reinigungspads (glatter Belag) oder Reinigungsbürsten (strukturierter Belag) befestigt. Startet man die Maschine, beginnt sie zu rotieren. Die Reinigungskraft bewegt sich nun in rotierenden Bewegungen Bahn für Bahn seitwärts – bis der ganze Bodenbelag bearbeitet ist. Die Nachteile in der Anwendung: Das Führen der Maschine braucht etwas Übung. Ungeübten Anwender*innen kann es passieren, dass die Maschine seitlich entgleitet oder sich versehentlich das Kabel in der Maschine verheddert. Der grösste Nachteil liegt jedoch in der Zusatzarbeit: Eine runde Maschine schafft es nicht, die Ecken und Ränder in einem Raum sauber zu reinigen. Es bedarf einer zusätzlichen manuellen Nachreinigung der Ecken und Ränder. Die dafür nötige Zeit vermindert die Effizienz.

 

Exzentermaschine: eckige Maschine für eckige Räume
Diesen grossen Nachteil vermag die noch junge Exzentertechnologie auszumerzen: Die Exzentermaschine ist eckig und schafft es damit in jede Ecke und bis ganz an den Rand. Das heisst: Sie nimmt den Reinigungskräften die manuelle Rand- und Eckenreinigung, und damit einen wesentlichen Arbeitsschritt, ab. Auch die Exzentermaschine ist für diverse gängige Bodenbeläge einsetzbar. In puncto Flächenleistung und vielseitigem Einsatz kann sie locker mit der konventionellen Einscheibenmaschine mithalten. Für verschiedene Reinigungsmethoden (grundreinigen, schleifen etc.) bringen Reinigungskräfte – je nach Bedarf – unterschiedliche Gewichtsplatten an der Exzentermaschine an. Situativ nach Einsatzgebiet werden auch die Reinigungspads gewählt. Die Maschine wird mit Exzenter- bzw. Orbitalbetrieb angetrieben. Das heisst: Statt kräftig und spürbar zu rotieren, vibriert die viereckige Platte unten an der Exzentermaschine sanft. Damit ist sie angenehmer, ermüdungsfreier und einfacher zu führen als eine klassische Einscheibenmaschine. Ein weiterer Unterschied ist die Arbeitsrichtung: Die Reinigungskraft bewegt sich Bahn für Bahn vorwärts und rückwärts – bis der ganze Bodenbelag bearbeitet ist. Was die Exzentermaschine in puncto Sicherheit zusätzlich auszeichnet: Ein Entgleiten der Maschine oder ein versehentliches Einklemmen des Kabels ist nahezu ausgeschlossen. Klingt nach DER Lösung aller Grundreinigungsprobleme – oder doch nicht?

Berührungsängste gegenüber neuer Technologie
Nach dem Erhalt der neuen Exzentermaschine blieb diese vom Reinigungspersonal der Splendida Services AG – trotz Schulung und Einführung – mehrere Monate praktisch unbenutzt. «Man spricht immer von den Berührungsängsten vieler Reinigungskräfte gegenüber der bewährten Einscheibenmaschine. Wie wir bemerkt haben, sind diese gegenüber einer neuen Technologie jedoch deutlich grösser», berichtet Jeremy Loosli von seinen Erfahrungen. Auch bei seinem Team hat schliesslich die Neugier gesiegt. Vor ca. einem halben Jahr haben sich die ersten Reinigungskräfte schliesslich an die Exzentermaschine gewagt.

Arbeitskomfort ist nicht gleich Prozesskomfort
Die Exzentermaschine wird bei der Splendida Services AG vorwiegend zur Grundreinigung in Schulhäusern, Büros und Gesundheitsinstitutionen auf Linoleum- oder PVC-Belägen eingesetzt.
Jeremy Loosli begeistert die Tatsache, dass keine manuelle Reinigung von Ecken und Rändern mehr nötig ist: «Das ist eine erhebliche Zeitersparnis». Zudem würden seine Mitarbeiter*innen den Bedienungskomfort sehr schätzen: «Die Arbeit mit der Exzentermaschine ist angenehmer und sorgt für viel weniger Ermüdungserscheinungen». Der Arbeitskomfort sei eine Sache, der Handlingkomfort jedoch eine andere: Die Exzentermaschine (44 Kilogramm ohne Zusatzgewichte) sei wesentlich schwerer und sperriger als die klassische Einscheibenmaschine (34 Kilogramm). «Man muss bedenken, dass die Reinigungskraft nicht nur mit der Maschine reinigt, sondern diese nach getaner Arbeit wieder im Fahrzeug verstauen muss», gibt Jeremy Loosli zu bedenken.

Exzentermaschine für grosse Flächen, Einscheibenmaschine für enge Flächen
Die Masse der Exzentermaschine erschwere auch den Einsatz auf kleinen Flächen bzw. in engen Bereichen. «In WC-Kabinen und schmalen Sanitärräumen setzen wir aus Platzgründen weiterhin auf die konventionelle Einscheibenmaschine. Die Exzentermaschine ist dafür einfach zu gross bzw. wir erreichen damit die Bodenfläche unter den WC-Schüsseln nicht», erklärt der Bereichsleiter. Als wir auf die Effizienz zu sprechen kommen, wird seine Begeisterung für die Exzentermaschine wieder spürbar und seine Augen beginnen zu leuchten: «Für grosse Flächen, wie z. B. eine Halle oder einen breiten Flur, ist die Flächenleistung der Exzentermaschine unschlagbar. Und all dies ohne anschliessende Mehrarbeit für Ränder und Ecken. Da würde ich nie mehr eine normale Einscheibenmaschine wählen», legt er seinen Standpunkt dar. Sein Fazit: Es handle sich nicht um eine Entweder-oder-Frage, sondern um eine Sowohl-als-auch-Tatsache. Beide Maschinen hätten ihre Existenzberechtigung – jedoch lägen ihre Stärken in unterschiedlichen Anwendungsgebieten.

Die perfekte Maschine für die Zukunft
Jeremy Loosli wird sich weitere Exzentermaschinen anschaffen. Aber auch weitere Einscheibenmaschinen. Wie müsste denn die ideale Maschine sein, damit der Bereichsleiter künftig nur noch ein Modell im Maschinenfuhrpark führen würde? «Definitiv rechteckig – und mit dem Fahrkomfort der Exzentermaschine. Allerdings müsste sie leichter und etwas weniger massig sein. Dann könnte ich die Maschine auch auf einer kleinen Fläche mit eingeschränktem Bewegungsradius verwenden – und die klassische Einscheibenmaschine wäre Geschichte», bringt der erfahrene Gebäudereiniger seine Zukunftsvision einer idealen Grundreinigungsmaschine auf den Punkt. «Bis dahin benötige ich den Klassiker aber noch», ergänzt Jeremy Loosli augenzwinkernd.

Man darf gespannt sein, was der Markt in den nächsten Jahren diesbezüglich hervorbringt.

 

Vergleichstabelle

Hinweis: Stellvertretend für die zwei Technologien wurden die Wetrok Maschinen Monomatic (Einscheibenmaschine) und Durodisc X (Exzentermaschine) verglichen. Die Angaben resultieren aus den Praxiserfahrungen des Gebäudereiniger-Bereichsleiters Jeremy Loosli und den anwendungstechnischen Inputs der Wetrok Fachexperten.

 

Einscheibenmaschine Exzentermaschine
Form (Maschine & Pads) rund rechteckig
Technologie Rotationstechnologie (rotierend) Exzenter-Technologie (oszillierend)
Arbeitsrichtung seitwärts vorwärts und rückwärts
Idealer Einsatzbereich mittlere und kleinere Flächen / enge Bereiche
(z. B. Sanitärräume)
mittlere und grosse freie Flächen
(z.B. Schulflur, Halle)
Bodenbeläge geeignet für strukturierte Beläge und glatte Beläge geeignet für strukturierte Beläge und glatte Beläge
Art der Reinigung Zwischenreinigung und Grundreinigung Zwischenreinigung und Grundreinigung
Effizienz/Flächenleistung hoch sehr hoch
Aufwand für Einführung /Schulung gering (Technologie seit Jahren bekannt) mittel (Technologie noch eher neu für das Personal, Maschine jedoch in der Bedienung einfacher als bisherige Technologien)
Ergonomische Extras keine umlegbares Fahrgestell für Padwechsel oder Reinigung der Maschine in gesundheitsschonender Haltung
Fahrkomfort /Manövrierbarkeit mittel (punktueller Krafteinsatz nötig, starke Rotation) hoch (kein punktueller Krafteinsatz nötig, sanft-schwingendes Oszillieren)
Handlingkomfort hoch (geringeres Eigengewicht, einfacherer Transport) mittel (hohes Eigengewicht erfordert Kraft beim Aus- und Einladen aus dem Fahrzeug, in Gebäuden mit mehreren Etagen ist ein Aufzug erforderlich)
Reinigung von Ecken/Rändern nein ja
Erforderliche Zusatzarbeiten Zeitbedarf für manuelles Nachreinigen von Ecken / Rändern keine
Spezialanwendungen Teppich-Pad-Methode (haftenden Schmutz mit Spezialpad und Einscheibenmaschine von textilen Belägen entfernen), Schleifen, Polieren, Schamponieren Schleifen, Problemlöser bei extremen Verschmutzungen
Unterfahrhöhe niedrig (keine Gewichtsplatten auf Maschine) mittel (Gewichtsplatten auf Maschine)
Reinigungsergebnis sehr gut sehr gut
Sicherheit mittel (Gefahr des Einklemmens oder Verhedderns des Kabels, Gefahr der Maschinenentgleitung bei ungeübtem Personal) hoch (sehr geringe Gefahr von Kabelproblemen, kein Entgleiten)
Grösstes Plus Kompaktheit (ideales Handling auch auf engen, kleinen Flächen) manuelle Ecken- und Randreinigung entfällt (Maschine erreicht aufgrund der rechteckigen Form alle Ecken)
Grösstes Minus manuelle Ecken- und Randreinigung nötig (runde Maschine, erreicht Schmutz nicht überall, Zusatzarbeit notwendig) Sperrigkeit (Maschine eignet sich nur bedingt für enge, kleine Flächen)
Produktvarianten vier (High-Speed, Low-Speed, Dual-Speed, Ultra-Speed) eine

 

«Ich bevorzuge die Exzentermaschine. Das Arbeiten ist weniger ermüdend und die Exzentermaschine erspart mir die manuelle Reinigung von Rändern und Ecken.»
Blanca Janina Cespedes Gimenez, Reinigungsfachfrau bei Splendida Services AG

 

«Ich favorisiere die bewährte Einscheibenmaschine. Egal, ob enge Schultoilette oder grosse Fläche – die kompakte Maschine eignet sich für alle Arten von Räumen.»
Eder Dutra Dos Santos, Reinigungsfachmann bei Splendida Services AG

 

Jeremy Loosli

«Während sich die Exzentermaschine ideal für effizientes, ermüdungsfreies Arbeiten auf grossen Flächen eignet, ist die Einscheibenmaschine die bessere Wahl für enge Sanitärkabinen. Weil jede der Maschinen ihr Spezialgebiet hat, gehören beide Technologie-Typen in die Maschinenflotte eines modernen Gebäudereinigers.»
Jeremy Loosli, Bereichsleiter und Geschäftsleitungsmitglied bei Splendida Services AG

 

Splendida Services AG
Die Splendida Services AG ist ein 51-jähriges inhabergeführtes Schweizer Familienunternehmen mit 550 Mitarbeiter*innen. Es erbringt Dienstleistungen im Bereich Reinigungsdienstleistungen (Unterhalts- und Spezialreinigungen) und Facility Services (Hauswartung). Der Einsatz innovativer Technologien und ein vertrauensvoller persönlicher Kund*innenkontakt haben beim Familienbetrieb einen hohen Stellenwert.